Hochinteressant, anspruchsvoll und flexibel

Die Fernuni Hagen war für mich als Berufstätiger erste Wahl. Durch das Studium habe ich die Möglichkeit, mich nach meiner Berufsausbildung in Sachen Karriere weiter zu entwickeln. Die Möglichkeit, in Teilzeit zu studieren, sowie die Flexibilität bei der Gestaltung des Studiumverlaufs war für mich ausschlaggebend. Dazu kommen auch der vergleichweise günstige Preis pro Semester (aktuell zwischen 160,- und 170,- € pro Modul im Studiengang Kulturwissenschaften, B.A.) sowie die Sicherheit, einen vollwertigen Abschluss von einer staatlich anerkannten Universität zu erhalten.
Die Inhalte des Studiengangs sind durchweg stimmig, interessant aufgemacht und folgen (meistens) dem aktuellen wissenschaftlichen Stand. Auch aktuelle Diskurse (z.Bsp. Kolonialismus, Gender-Studies) finden sich im Studienmaterial wieder. Der Aufbau der Studienbriefe ist einheitlich und gut verständlich.
Leider lässt das Layout zu oft zu wünschen übrig. Manche Reader sind kaum benutzbar aufgrund der Drucklegung/Bindung, andere strotzen nur so von Fehlern (Rechtschreibung, Interpunktion, usw.) - welche offensichtlich Flüchtigkeitsfehler sind aber durch ein fehlendes Lektorat nicht ausgemerzt wurden. Die Reader gibt es i.d.R. auch zum Download, sie eignen sich dadurch zur Bearbeitung am digitalen Endgerät. Video- oder Audiomaterial gibt es nur wenig bzw. gar nicht.
In Sachen Aktualität sind manche Studienbriefe etwas veraltet (erkennt man daran, dass noch kein Aktualisierungsdatum angegeben ist und die zitierte Literatur nicht über das Jahr 1998 hinausgeht...). Die allermeisten haben aber innerhalb der letzten 5 bis 10 Jahre eine Aktualisierung/Überarbeitung erfahren.
Der Umfang des Studienmaterials variiert besonders zwischen den einzelnen Fachrichtungen. Geschichte ist extrem textlastig (reine Studienbriefe im Durchschnitt schätzungsweise 800 bis 1000 Seiten plus Sekundärliteratur) wohingegen Literaturwissenschaft sehr "Sekundärlastig" ist - hier steht ja die Literatur im Mittelpunkt, die man idealerweise auch gelesen habe sollte. Und dieser Lesekanon, der über die Semester zusammenkommt, kann sich sehen lassen. Dabei muss einem klar sein, dass das nicht alles kleine feine Lesehappen sind, sondern durchaus auch sehr anstrengende Literatur sein kann.
Dabei kommt ein weiterer Kostenpunkt auf die Studentin zu: Fachliteratur, Handbücher, Sekundärliteratur etc. Gibt es oft günstig gebraucht oder in der Wissenschaftlichen Bibliothek deines Vertrauens (z.Bsp. Uni-Bibliotheken, Staat- und Landesbibliotheken). Die Bib der Fernuni Hagen ist, wie ich finde, nur mäßig ausgestattet. Es fehlen, vor allem im geisteswissenschaftlichen Bereich, eine größere Stückzahl von "beliebten" Titel. Das einzige vorhandene Exemplar ist leider sehr oft schon ausgeliehen (das gilt übrigens auch für eBooks).
Der Kontakt mit den Dozenten ist gut, Absprachen bzgl. Hausarbeiten funktionieren prima per Mail, auch kurzfristig. Mit dem Sekretariat hatte ich bis jetzt noch nicht viel zu tun. Wichtiger Hinweis für Hausarbeiten: immer per Einschreiben mit Rückschein einsenden!
Die Lernplattform Moodle ist teilweise gut geeignet, wenn man den Austausch mit Kommilitoninnen sucht, manchmal gibt es zusätzliche prüfungsrelevante Informationen oder Übungsaufgaben. Ab und an sollte man dort also schon vorbeischauen.
Das Prüfungsportal (An- und Abmeldung sowie Übersichten zu Prüfungsleitungen) ist quasi selbsterklärend und gut benutzbar. Schwierig finde ich (immer noch) die Gestaltung des Studiums: wieviel Hausarbeiten, Klausuren und mündliche Prüfungen muss ich insgesamt ablegen, wieviele davon im Haupt- und Nebenfach? Und wieviel Module muss ich überhaupt machen, wie erfolgt die Aufteilung in Haupt- und Nebenfach? Da hätte ich mir eine bessere Anleitung für Neulinge gewünscht, am Ende habe ich mich da selber so durchgewurschtelt. Ähnliches Problem bei Präsenzveranstaltungen: man muss eine bestimmte Anzahl Präsenzveranstaltungen während des Studiums ablegen aber nicht in jedem Semester gibt es genügend Veranstaltungen, die für mein aktuelles Modul passen (hohe Nachfrage, wenig Angebot). Da besteht definitiv Nachholbedarf.

Grundsätzlich ein gutes Studium, das allerdings viel Selbstdisziplin und Selbstorganisation voraussetzt, gleichzeitig aber auch genügend Spielraum lässt, falls es im Leben/im Job/in der Liebe mal etwas anders läuft als geplant.