4 Jahre DIPLOMA - ein Resümee

Stefan
Wirtschaftsrecht (LL.B.)
Bericht archiviert

Zum Sommersemester 2013 habe ich mein berufsbegleitendes Studium „Wirtschaftsrecht“ (LL.B.) an der Privaten FH Nordhessen („DIPLOMA“) begonnen. Um noch den Weihnachtsbonus von einem Gratismonat „mitnehmen“ zu können, habe ich mich bereits am 27.12.2012 eingeschrieben. Im Nachfolgenden möchte ich meine Erfahrungen schildern, die Interessenten helfen können, sich ein Bild von der DIPLOMA zu machen. Dazu habe ich meinen Bericht in verschiedene Themenbereiche untergliedert:


Immatrikulation:

Leider hat sich der Immatrikulationsprozess ziemlich lange hingezogen. Trotz einiger Nachfragen wurde mir erst am 19.03.2013 mitgeteilt, dass ich für die virtuelle Variante eingeschrieben würde. Bis dorthin wurde ich mehrfach vertröstet, dass die Hochschulleitung noch entscheiden müsse, ob die Studiengänge auch in den jeweiligen regionalen Studienzentren angeboten werden. Ursprünglich hatte ich mich nämlich für die regionale Variante in München entschieden, das virtuelle Studium aber als Alternative offen gelassen. Für mich war dieser Punkt weniger entscheidend, da mir ein Studium „vor Ort“ nicht so wichtig war – im Nachhinein hat sich die virtuelle Variante sogar als optimal herausgestellt. Trotzdem erfolgte diese Information sehr spät, für meinen Geschmack etwas „zu spät“.


Vorlesungen:

Hier kann ich nur über die „virtuelle“ Variante berichten, die sich aber mittlerweile an der DIPLOMA als äußerst beliebte Variante fest etabliert hat. Die 14-tägigen, i.d.R. ganztägigen Vorlesungen werden mittels „Adobe Connect“ übertragen, wobei sich die Studierenden über Webcam, Headset sowie einen Chat einbringen können. Die Dozenten sitzen dabei in einem Studienzentrum oder auch bei sich zuhause. Leider schwankt hier die Qualität und ist abhängig davon, inwieweit der jeweilige Dozent/die jeweilige Dozentin mit der Technik vertraut ist. Obwohl die DIPLOMA nach eigener Angabe alle Lehrenden „zertifiziert“, hat dies bei einigen ganz offensichtlich nichts oder nicht viel gebracht. Die spezielle virtuelle Variante erfordert es, sich ihr anzupassen, z.B. ist die Konzentration „vor dem Bildschirm“ wesentlich schwieriger, sodass die Lehrenden noch mehr Einsatz aufwenden müssen, um die Studierenden zu aktivieren. Auch ist die Gefahr von Ablenkungen, z.B. paralleles Surfen im Internet, noch größer.
Es wäre sinnvoll, die Medienkompetenz der Unterrichtenden noch mehr zu fördern, da die virtuellen Vorlesungen an sich eine tolle Alternative sind, die Zeit und Kosten (Anfahrt etc.) spart.

Leider ist die Hochschule meinem schon oft geäußerten Vorschlag nicht gefolgt und bietet bis heute nicht die Möglichkeit von Aufzeichnungen an. Dies wird damit begründet, dass man eine rege Beteiligung an den Vorlesungen wolle.
Aus meiner Sicht würden Aufzeichnungen hieran nichts ändern, denn: Wenn jemand teilnehmen möchte, tut er dies auch im Falle von Aufzeichnungen, und wenn nicht, so beschafft er sich seine Informationen eben auf einem anderen Weg.
Da aber über einen Zeitraum von 3 ½ Jahren an Samstagen durchaus Termine kommen können, die nicht verschiebbar sind, würde dies doch einigen Druck von den Studierenden nehmen.
Natürlich ist die Teilnahme freiwillig – aber da die Vorlesungen wichtig für die Prüfungen sind, sollte eine Aufzeichnung nochmals überdacht werden. Ggf. wäre dies als optionale, kostenpflichtige Möglichkeit („On demand“) gedacht, um dies für „Minimalisten“ nicht zur Gewohnheit werden zu lassen.

Positiv möchte ich hervorheben, dass die Studierenden eine umfangreiche Online-Einführung in das virtuelle Studium erhalten haben.


Studienunterlagen:

Diese bestehen im Wesentlichen aus den Studienskripten, welche sowohl in Papierform als auch digital verfügbar sind. Waren diese zu Beginn meiner Studienzeit an der DIPLOMA teilweise noch ziemlich inaktuell, so scheint sich hier in Sachen Überarbeitung einiges getan zu haben. Trotzdem ist noch Luft nach oben – ich persönlich fände eine etwas „ansprechendere“ Gestaltung wünschenswert, das könnte man etwa als Projekt für den Studiengang Grafikdesign etablieren. Vielleicht ließe sich daraus sogar ein Thema Abschlussarbeit (Stichwort Corporate Design) finden.
Die eBooks, welche zur „Überbrückung“ bis zur Aktualisierung der Studienskripte teilweise eingeführt wurden, sind aus meiner Sicht eine „Glaubensfrage“ – beim Lernen habe ich lieber „etwas in der Hand“, wenn man das „digitale Lernen“ mag, wird man hier zufriedener sein.
Ein möglicher Vorschlag wäre es, noch kleine Videos zu diffizileren Themen zu machen – auch das wäre bestimmt interessant für die Grafikdesigner und/oder Medienmanager.


Prüfungen:

In meinem Studiengang konnte ich die Prüfungsformen Klausur, Hausarbeit, Referat und mündliche Prüfung kennenlernen – und natürlich die Bachelor-Thesis mit Kolloquium. Es gibt noch u.a. Projekt- und Seminararbeiten, zu diesen kann ich allerdings nichts berichten.

Die Klausuren dauerten 120 Minuten und fanden immer samstags am Vor- oder Nachmittag im Prüfungszentrum (= wohnortnahes Studienzentrum) statt. Dabei gilt als Faustformel „1 Punkt pro Minute“, es gibt also insgesamt 120 Punkte zu erreichen – dabei gilt es zu bedenken, dass man die Fragen lesen, überlegen sowie die Aufgabenblätter beschriften muss (Name, Studiengang etc.).
Niveau und Schwierigkeitsgrad schwanken hier mit dem jeweiligen Aufgabenersteller/der jeweiligen Aufgabenerstellerin, was nicht anders sein dürfte als an jeder anderen Hochschule. Gerüchte, nach denen hier „Berufsschulniveau“ herrscht, kann ich klar zurückweisen – natürlich gibt es auch mal „leichtere“ Prüfungen, aber keinesfalls bekommt man einen Abschluss geschenkt oder erkauft sich diesen. Wie viel Zeit man investieren muss, hängt auch von den Vorkenntnissen und den eigenen Ansprüchen ab.
Die Qualität der Vorbereitungen variierte auch hier wieder extrem. Da die Klausuren von den jeweiligen Dozenten erstellt werden, hängt also alles von deren Vorlesungen ab. Manche bringen eigene Unterlagen ein, andere orientieren sich ziemlich exakt am offiziellen Skript.
Es gab Momente, da fühlte man sich ziemlich gut vorbereitet, in anderen ging man eher mit einem „mulmigen“ Gefühl in die jeweilige Klausur.
Da aber Klausuren über ganze Module gehalten werden, also über mehrere Fächer, gleicht sich dies in der Regel selbst bei „unterirdischen“ Dozenten wieder aus.

Die Hausarbeiten stimmt man mit einem Betreuer – Dozent des jeweiligen Faches ab – wobei man sich bei einem Modul, das aus mehreren Fächern besteht, eines aussuchen darf. Hier kann man im rechtlichen Bereich einen Fall lösen oder ein Thema allgemein bearbeiten.

Bei den Referaten muss man eine schriftliche Ausarbeitung und eine Präsentation erstellen, wobei genaue Vorgaben hier derjenige Dozent macht, in dessen Vorlesung man das Referat hält.
Auch hier kann man sich wieder ein Teilmodul auswählen. Das Referat kann man von zuhause aus über Adobe Connect halten, zumindest ist das im virtuellen Studium so.

Die mündliche Prüfung muss vom jeweiligen Prüfungszentrum aus gehalten werden, um Unterschleif oder dergleichen zu vermeiden.

Fast hätte ich noch die Berufspraxis vergessen – ein Praxissemester ist in fast allen Studiengängen vorgesehen, um die Studierenden auf den beruflichen Alltag vorzubereiten. Im berufsbegleitenden Fernstudium würde dies, da hier nur Berufstätige studieren, wenig Sinn ergeben, sodass die eigene Berufstätigkeit als Praxissemester anerkannt werden kann. Hierzu muss dann ein umfangreicher Bericht verfasst und dazu noch eine Präsentation gehalten werden – eine Note gibt es nicht, es geht nur ums Bestehen.
Wichtig ist allerdings, dass die Tätigkeit auch zum Studium passen muss – hier empfiehlt es sich, rechtzeitig mit der Hochschule Kontakt aufzunehmen, um nicht noch ggf. ein zusätzliches Praktikum machen zu müssen. Dies kann neben einer Vollzeitstelle und dem Studium zu gewissen zeitlichen Problemen führen.


Organisation:

Hier liegt ein kleiner Schwachpunkt, bei dem man sich manchmal etwas „alleingelassen“ fühlt. Sowohl die Vorlesungs- als auch die Prüfungspläne werden erst relativ „zeitnah“ (spät) veröffentlicht. Für Berufstätige, die ihren Urlaub nicht selten weit im Voraus planen und abstimmen müssen, ist das sehr ungünstig. Gerade wenn man vor Prüfungen frei nehmen will, wäre es wichtig, die Termine rechtzeitig zu erfahren.
Gleiches gilt für die „Vorlesungen“, die samstags stattfinden – auch hier wäre eine etwas frühere Bekanntgabe hilfreich, um private, berufliche und studentische Belange koordinieren zu können.
Allerdings hat sich auch hier erkennbar etwas getan, es sind schrittweise Verbesserungen spürbar geworden – daher: Bitte am Ball bleiben, liebe DIPLOMA!

Absolut bemerkenswert sind die umfassenden Recherche-Möglichkeiten, welche u.a. eine juristische Datenbank (Juris), zahlreiche ebook-Sammlungen und vieles mehr beinhalten. Eine derartige Vielfalt findet man nicht oft.

Klasse ist auch das „Social Media-Team“ der DIPLOMA, zu dem ich immer wieder mal Kontakt hatte.

Vielleicht wäre es überlegenswert, ein „Tutoren“- oder „Mentoren“-System einzuführen, bei dem Studierende aus höheren Semestern/ehemalige Studierende den „Erstsemestern“ bei Fragen zur Seite stehen. Bei „Gleichgesinnten“ ist die Hemmschwelle oft deutlich niedriger als bei der Hochschule selbst.

Die DIPLOMA hat auch einen sehr persönlichen Charakter, was man immer wieder an Kleinigkeiten merkt – besonders hervorzuheben ist die Abschlussfeier, die äußerst würdevoll gestaltet wurde.


Fazit:

Auch wenn mein Erfahrungsbericht ein paar kritische Punkte beinhaltet, war ich – wenn ich auf die vergangenen 4 Jahre (Extrasemester für die Bachelorarbeit) zurückblicke – sehr gerne an der DIPLOMA. Meine konstruktive Kritik, die immer auch Vorschläge beinhaltete, wurde stets sachlich-freundlich aufgenommen und man merkte, dass sich die jeweiligen Verantwortlichen damit auch beschäftigt haben.
Daher kann ich die DIPLOMA weiterempfehlen, wenn man eine Hochschule möchte, an der alles noch etwas persönlich-individueller und nicht so sehr „mainstream-mäßig“ abläuft.

Tipp: Weiterführende Informationen zum Fernstudium hier!
  • Virtuelle Studienvariante, zahlreiche Recherchemöglichkeiten
  • Teilweise veraltete Lerninhalte, Organisation "mit Luft nach oben"
  • Studieninhalte
    4.0
  • Studienmaterial
    3.0
  • Betreuung
    4.0
  • Online Campus
    4.0
  • Seminare
    4.0
  • Preis-/Leistung
    5.0
Stefan
Alter 31-35
Weiterempfehlung Ja
Abschluss Ja
Studienbeginn 2013
Geschrieben am 11.04.2017
Veröffentlicht am 12.04.2017
Stefan
Alter 31-35
Karrierestufe mit Berufserfahrung
Weiterempfehlung Ja
Abschluss Ja
Studienbeginn 2013
Studienform Fernstudium
Variante Teilzeit-Fernstudium
Geschrieben am 11.04.2017
Veröffentlicht am 12.04.2017

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

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Marina , 22.12.2021 - Wirtschaftsrecht (LL.B.)
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