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Was ist eigentlich ein MOOC?

Jennifer Siebert

Der Begriff MOOC ist in der Bildungslandschaft mittlerweile in aller Munde. Studenten einer deutschen Hochschule – ob sie nun ein Fern- oder ein Präsenzstudium absolvieren – kommen damit allerdings eher selten in Berührung und wissen häufig gar nicht, was ein MOOC eigentlich ist.

Die Abkürzung MOOC steht für Massive Open Online Course. Dabei handelt es sich um einen Online-Kurs auf akademischem Niveau, der an festgelegten Terminen über mehrere Wochen stattfindet. Die Teilnahme ist in der Regel kostenlos. Auch Zulassungsvoraussetzungen sind eher selten. Daher schreiben sich häufig mehrere 100 oder 1.000 Studenten bei beliebten MOOCs ein. Bekannte Professoren vermitteln die Inhalte in 10- bis 30-minütigen Videomitschnitten, die per Stream in einem bestimmten Zeitraum abrufbar sind. Teilweise gibt es auch ergänzende Skripte oder Literaturempfehlungen. Multiple-Choice-Fragen oder sogenannte Quizzes testen regelmäßig das Wissen der Teilnehmer.

MOOCs versprechen offene Bildung für alle. Seit ihrem Entstehen scheiden sie allerdings die Geister der Bildungsexperten und Wissenschaftler. Befürworter loben den einfachen und kostenlosen Zugang zur Bildung, der durch MOOCs ermöglicht wird. Gegner kritisieren hingegen, dass MOOCs nur schlecht gemachte Videos von Präsenzvorlesungen sind und kaum der zielgerichteten Wissensvermittlungen dienen. Auch die hohe Abbrecherquote ist ein gerne genutztes Argument gegen die MOOCs. Viele Teilnehmer schreiben sich zwar für einen MOOC ein, nehmen aber nicht bis zum Schluss an allen Vorlesungen teil.

MOOC ist nicht gleich MOOC

Bei der hitzigen Diskussion um Sinn und Unsinn der MOOCs scheren viele Kritiker und Befürworter alle MOOCs über einen Kamm. Dabei gilt es zwischen verschiedenen Formen zu unterscheiden. Die gängigsten Formen sind derzeit die cMOOCs und die xMOOCs.

xMOOCs entsprechen klassischen Vorlesungen. Die Themen sind ebenso wie die Lernziele festgelegt und folgen einer Struktur. Die Teilnehmer erwerben Wissen, indem sie ein Video mit den Lehrinhalten verfolgen. Darüber hinaus fragen kleine Online-Tests regelmäßig das Wissen der Teilnehmer ab und motivieren dazu, sich noch tiefer mit dem Thema zu befassen. Bei den xMOOCs steht der reine Wissenserwerb im Vordergrund. Die Studenten beteiligen sich eher weniger in Foren oder Diskussionsrunden und tauschen sich nur selten über den Lehrstoff aus. Die meisten der bekannten MOOCs amerikanischer Universitäten sind solche xMOOCs.

cMOOCs hingegen setzen auf die aktive Beteiligung der Teilnehmer. In sozialen Netzwerken, Blogs oder Diskussionsforen tauschen sich die Teilnehmer untereinander oder sogar mit den Professoren aus. Das Curriculum folgt auch hier einem festgelegten Verlaufsplan. Die Themen sind meist wöchentlich getaktet, Die Studenten eignen sich ihr Wissen aber hauptsächlich durch Diskussionen und der Interaktion mit anderen Teilnehmern an. cMOOCs sind somit eher mit Seminaren oder Übungen vergleichbar, als mit klassischen Vorlesungen.

Blended MOOCs vernetzen Online-Kurse mit Präsenzveranstaltungen. Diese Form der MOOCs ist aber selten und wird in Deutschland nur von sehr wenigen Hochschulen angeboten.

In diesem Video erklärt David Cormier, einer der Pioniere der MOOC-Szene, was ein MOOC ist:

Coursera, Iversity & Co

MOOCs erfreuen sich weltweit immer größerer Beliebtheit. Seit 2012 entsteht in den USA sogar ein regelrechter Hype um die akademischen Online-Seminare. Mittlerweile sind rund 5,5 Millionen Menschen bei einem der vielen MOOC-Anbieter registriert. Bekannte kommerzielle MOOC-Plattformen sind zum Beispiel Coursera, edX oder Udacity. Sie haben zahlreiche Online-Kurse renommierter Universitäten im Programm. Meist finden diese MOOCs in englischer Sprache statt. Von Webdesign über Elektrotechnik bis hin zu Geschichte. Die Kurse der internationalen Plattformen decken vielfältige Themengebiete und Schwerpunkte ab.

In Deutschland sind vor allem die MOOC-Portale von Iversity, OpenCourseWorld und openHPI auf dem Vormarsch. Bei Iversity kann der Student bei vielen Kursen optional an einer Präsenzklausur teilnehmen und einen benoteten Leistungsnachweis erwerben. Dieser ist bei einigen wenigen Hochschulen auf das Studium anrechenbar. Einige deutsche Hochschulen bieten mittlerweile ebenfalls Videos ihrer Vorlesungen und Seminare in deutscher Sprachen an.

Studienersatz oder persönliche Weiterbildung – welchen Wert haben MOOCS?

MOOCs ersetzen, zumindest bisher, kein gesamtes Studium. In der Regel erhalten Absolventen ein Zertifikat, die Studienleistungen lassen sich aber nur selten auf ein Studium anrechnen. MOOCs sind freiwillig und völlig flexibel. Niemand ist gezwungen, die Fragen zu beantworten oder den ganzen Kurs zu absolvieren. Für viele Menschen, die sich weiterbilden oder an einer Vorlesung der großen Eliteunis teilnehmen möchten, können MOOCs aber durchaus interessant sein. Der Zugang erfordert lediglich einen PC mit Internetanschluss. Überall auf der Welt können Interessierte einer Vorlesung über Maschinenbautechnik folgen oder Seminare in Ethik belegen. Hochschulbildung ist durch die MOOCs nicht nur den Studenten mit Hochschulreife vorbehalten. Jeder der möchte, kann sich für einen MOOC einschreiben und ein Zertifikat erwerben. Als Ergänzung zum Studium oder zur persönlichen Weiterbildung haben die akademischen Online-Kurse somit durchaus ihren Wert.

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