Daumen runter: nicht empfehlenswert!

Sandy
Prosaschreiben
1.0

Ich kann diesen Fernstudien-Anbieter für Autoren ganz und gar nicht empfehlen.

Selbst beschreibt sich die Textmanufaktur in ihrem kostenlos zugänglichen Info-/Werbematerial als, Zitat, "eine der wichtigsten Weiterbildungseinrichtungen für Schriftstellerinnen und Schriftsteller im deutschsprachigen Raum". Meine ernüchternde Erfahrung aus Juli und August 2021: Ich habe - ermäßigt als in Corona-Zeiten arbeitsuchende, ehemalige Freelancerin - 225 Euro für zwei Monate bezahlt. Dafür bekam ich im ersten Monat meiner Teilnahme ein Heftchen mit 34 beschriebenen Textseiten (samt Glossar und Inhaltsangabe sowie Leerseiten sind es 44). Die Seitenzahl selbst ist und war dabei für mich weniger irritierend - auch kurz und knapp lässt sich ja Gehaltvolles vermitteln - doch gleich auf der ersten Seite im ersten Satz prangt eine Formulierung, die nicht dudenkonform ist. Das hat mich wirklich sehr beschäftigt. In dem Heftchen geht und ging es ja noch dazu um Sprache. Und um das Thema: Textanfang. Boom. Das ist natürlich ein Ding. Immer noch im ersten Absatz bekommt es Gesellschaft. (Mein Redigierauge liest mit, ist ein Automatismus.) Nun habe ich mich vieles gefragt: Keiner der erfolgreichen Autoren und Lektoren, die hier ausbilden, hat den Verfasser des Lehrmaterials darauf (und auf anderes) hingewiesen? Wie das? Lesen und lasen denn die Ausbilder der Textmanufaktur nicht selbst vorher, was ihre Schüler*innen rezipieren? Oder ein Korrektor? Es war bei Weitem auch nicht die einzige Sprachirritation in dem Material.

Obwohl ich skeptisch war, habe ich mich voll auf die erste Aufgabe eingelassen. Ich wollte das Ganze nicht überbewerten, auch wenn es mich gelöchert hat.

Am 28. Juli schickte ich also meine Aufgabe als PDF mit 10 Seiten ein. Es gab keine Eingangsbestätigung. Es gab erst einmal gar nichts. Um mich nicht selbst zu demotivieren, las ich das zweite Heftchen nicht, das zwischenzeitlich gekommen war. 33 Textseiten waren es diesmal. Dann erhielt ich am 9. August eine Mail von dem für mich ausgesuchten Lektor. Ich wahre die Vertraulichkeit und zitiere bewusst nichts aus dieser eMail. Inhaltlich stand da jedenfalls kein Wort zu meiner eingereichten Aufgabe. Es handelte sich vielmehr um eine Vorstellung, aus der hervorging, dass dieser Mensch wahnsinnig beschäftigt ist und sich dann am kommenden Wochenende melden werde. Ich sage es mal so: Performance und Wording pass(t)en perfekt zur eingangs erwähnten Selbstbeschreibung des Fernstudien-Anbieters. Nur, dass mich weder die Anzahl veröffentlichter Bücher mit und ohne Gattin noch die anderweitigen Aufträge des Studienbegleiters interessieren. Das ist für mich (noch) kein Qualitätsmerkmal. Ich habe also im ersten Monat 112,50 Euro für ein Heftchen bezahlt, und das war's. Im zweiten Monat wiederum 112,50 Euro für ein weiteres Heftchen, das ich nicht einmal mehr lesen wollte und will. Natürlich standen mir für die 225 Euro noch zwei so genannte Gutachten zu. Das wurde auch im Zuge meiner Kündigung explizit mitgeteilt. Nur, was soll ich mit Gutachten, wenn ich mein Vertrauen verliere und aussteige? Auf meine Kündigung ohne Angabe von Gründen kam auch keine Nachfrage mehr, was mich zu dieser Entscheidung veranlasst hat. (Das hatte ich testen wollen.) Das wäre in meiner Wahrnehmung wenigstens noch ein Zeichen von Professionalität gewesen: Qualitätssicherung und Selbstreflexion.

Da ich die Kündigung in der zweiten Augustwoche geschickt hatte, sollte ich zu allem Überfluss noch einmal 112,50 Euro im September zahlen. Ja, das hatte ich unterschrieben in dem Vertrag, das Recht ist und war auf ihrer Seite. Nur: Ein Anbieter, der sich als so "fair" und "flexibel" beschreibt wie die Textmanufaktur, will einen Menschen, der 5 Euro am Tag für Essen und Trinken hat, noch weiter zur Kasse bitten? 3,75 Euro am Tag für die Textmanufaktur. Meine entsprechende Mail wurde dann kulant beantwortet: Mit der August-Zahlung ist und war Schluss. (Ich musste mich gerade sehr zusammenreißen, um das kulant nicht in Anführungszeichen zu setzen!)

Hätte ich doch nur auf mein Bauchgefühl gehört, als ich die Infobroschüre las. Dort schreibt die Textmanufaktur: "Diese (gemeint sind die Lektoren) werden sich die größte Mühe mit Ihren Texten geben". Größte Mühe. Schon vor 20 Jahren war die Formulierung mit dem Bemühen ein Code in Arbeitszeugnissen. Und der beschreibt nichts Gutes.

Das war wirklich bitteres Lehrgeld für mich. Kulanz und echte Fairness wären für mich gewesen, mir den Augustbeitrag zu erstatten. Aber diesen Anbieter interessiert ja nicht einmal, was einen Teilnehmer zur Kündigung veranlasst. Daher mein glasklares: Daumen runter!

  • Leider habe ich in meiner "Studienzeit" nur Contra-Aspekte erlebt.
  • Fehlende Qualität(ssicherung) wie z.B. Textmaterial, keinerlei Nachfrage wegen Kündigungswunsch; keine echte Kulanz/Fairness gegenüber arbeitsuchenden Menschen; (zu) sehr von sich überzeugter Anbieter.
  • Studieninhalte
    1.0
  • Studienmaterial
    1.0
  • Betreuung
    1.0
  • Preis-/Leistung
    1.0
  • Flexibilität
    1.0
Sandy
Alter 56-60
Weiterempfehlung Nein
Abschluss Ich habe abgebrochen
Studienbeginn 2021
Geschrieben am 19.08.2021
Veröffentlicht am 19.08.2021

Kommentar des Instituts

Wir sind sehr erstaunt über diesen polemischen und in Teilen unrichtigen Kommentar zu unserem Fernstudium. Seit Jahren bilden wir auf hohem Niveau Autorinnen und Autoren für den deutschsprachigen Markt aus. Wir sind in unserer sehr persönlichen und kulanten Art deutlich flexibler als alle anderen Anbieter.

So bieten wir die Möglichkeit, das Studium jederzeit zu pausieren sowie eine monatliche Kündigungsfrist. Für Menschen mit geringem Einkommen gibt es einen Sozialrabatt. Wir sind bei Problemen jederzeit persönlich ansprechbar und versuchen, eine Lösung im Sinne des Kunden zu finden.

Viele der Behauptungen in dieser Bewertung entsprechen schlicht nicht der Wahrheit. Unser erstes Skript hat 44 recht eng beschriebene Seiten, alle unsere Studentinnen und Studenten loben besonders die gehaltvollen und sehr in die Tiefe gehenden Skripte.

Wir arbeiten mit fünfzig qualifizierten Lektorinnen und Lektoren zusammen, die wir nicht alle in unseren Probeunterlagen vorstellen können. Natürlich weisen wir darauf hin, dass es sich hierbei um eine Auswahl handelt und die vollständige Liste jederzeit auf unserer Website zu finden ist. Sollte jemand mit einem Lektor/einer Lektorin nicht zufrieden sein, gibt es jederzeit die Möglichkeit, zu wechseln.

Dass unsere Lektorinnen und Lektoren in einer Begrüßungsmail sich erst mal selbst vorstellen, halten wir für selbstverständlich und einen Ausweis von Vertrauen und Qualität, denn es wird ja eine längerfristige und vertrauensvolle Beziehung aufgebaut. Und dass es in der Urlaubszeit auch mal zu leichten Verzögerungen kommen kann, dafür hat sicher jeder Verständnis.
Sandy
Alter 56-60
Karrierestufe keine Angabe
Weiterempfehlung Nein
Abschluss Ich habe abgebrochen
Studienbeginn 2021
Studienform Fernstudium
Variante
Geschrieben am 19.08.2021
Veröffentlicht am 19.08.2021

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