Liebloser Fernstudiengang

Im 21. Jahrhundert sollte man erwarten, dass das beworbene "Blended Learning" mehr ist, als nur schriftliche Zusendungen von Skripten (manchmal auch ganze Bücher), und eine Onlineplattform, auf der dieselbigen runterladbar sind.
Eines der Skripte ist sogar lediglich eine Zusammenfassung des Buches, welches die fachliche Grundlage bildet. An dieses ran zu kommen, stellt sich ebenfalls als unfassbar aufwändig heraus.

Wenige gute Beispiele (z.B. aufgezeichnete Onlinevorlesungen zum nachhören), die z.B. das eigene Lernen in entsprechende Bahnen lenken, oder Aufgabenstellungen, die vernetztes Denken fördern, oder Themenschwerpunkte legen, findet man kaum bis gar nicht. In der Regel werden die Inhalte durch die Methode des "klassischen Auswendiglernens" aller(!) Inhalte "vermittelt". Bei Fragen wendet man sich an das Forum. "Bulimielernen" at its best, und das in einem Masterstudiengang, der vertieftes wissenschaftliches Arbeiten und Denken vermitteln soll.

Prüfungen sind entweder in Form von Einreichaufgaben (i.d.R. ein Modul pro Semester), oder in schriftlicher Form am Ende des Semesters abzulegen. Hausarbeiten: Fehlanzeige. Projektarbeiten: Fehlanzeige. Gruppenarbeiten: Fehlanzeige. Nichts was motivierend wirkt, keine Methode, die zum "über den Tellerrand schauen" anregt.

Die Testate zur Zulassung zu den Prüfungen sind schlechte theoretische "Führerscheinprüfungen" in Form von Multiple-Choice Fragen und Antworten. Schlecht deswegen, da man nach Abschließen des Tests nicht nachvollziehen kann, warum man nun 50 von 62,5 Punkten erreicht hat, oder in der ersten Runde sogar durchgefallen ist. Welche Antworten falsch waren, und v.a. warum, bleibt bis kurz vor Ende des Semesters offen! Sinn: unbekannt.
Liefert doch wenigstens den Fragenkatalog mit Antworten der Testatprüfungen, damit man sie auswendig lernen kann, denn das wird doch mit dieser Methode verfolgt.

In der Summe ein sehr lieblos zusammengebauter Studiengang mit eigentlich spannenden Inhalten, die zum vernetzten Denken prädestiniert wären, aber sich auf "demotivierend Wissen abfragen" beschränkt. Zudem sind die Strukturen auch nach zwei Jahren Pandemie nicht für ein "Fernstudium" gemacht (Bibliothekszugang online, Lernplattform, Austausch, usw.).
So handelt es sich hierbei lediglich um eine Form der Wissensvermittlung aus den Anfängen letzten Jahrhunderts, als es dieses Internet noch nicht gab. Willkommen in Koblenz!