Erfahrungsbericht
In Kooperation mit: FH BFI Wien
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Warum dieser MBA beschränkt werthaltig ist

Martin
MBA General Management – Projekt- und Prozessmanagement (MBA)
Bericht archiviert

Die E-Learning Group hat mich um Bewertung ihres MBA gebeten. Diesem möchte gerne nachkommen.

Bei der Bewertung ist die Vorbereitung bis zum Abschluss des MBA durch die Fachhochschule Burgenland enthalten.
Ich werde mit einem Summary starten und danach auf die einzelnen Punkte der Bewertungsvorgabe eingehen. Als Zusatzinformation sei erwähnt, dass ich den Studiengang abgeschlossen habe und im Projektmanagement als PMP und Senior Projekt Manager IPMA Level B zertifiziert bin, sowie weitere Schulungen/Zertifizierungen im klassischen, agilen und hybriden Projektmanagement, wie u.a. Prince2 und Scrum absolviert habe. Dies sind weltweit gültige und normierte Ausbildungen mit umfangreichen Voraussetzungen.

Die folgende Darstellung stellt meine persönliche Nachbetrachtung der MBA Zertifizierung dar und der Einladung zur Bewertung zu folgen.

Summary:

- Hoher Einsatz (vielleicht Verschwendung) von Lebenszeit und Geld für einen MBA Titel der inhaltlich und wertmäßig zu prüfen ist
- Bereits eine oberflächliche Betrachtung der Studieninhalte reicht, um zu erkennen, dass das Material nicht ausreichend vollständig und aktuell genug ist.
- Im Beispiel Projektmanagement fehlte eine Auseinandersetzung mit agilen und hybriden PM Methoden. Das ist heute nicht mehr ausreichend und zeitgemäß.
- Die veröffentlichen Richtlinien für die Masterarbeit zum Beginn entsprachen nicht den tatsächlichen Bewertungskriterien - Im realen Projektmanagement würde dies einen Change Request darstellen. Danach wahrscheinlich Claim Management auslösen, weil die Bewertung nicht ausreichend die Leistung honoriert. Wenn die Richtlinien vorher bekannt wären, hätte ich mir bei gleichem Resultat ca. die Hälfte der Zeit sparen können bzw. dies als mögliche Option gehabt.
- Wer ca. 6 Monate für das Versenden eines Zeugnisses benötigt, ist aus meiner Sicht nicht geeignet um Menschen im Prozessmanagement auszubilden oder gar zu bewerten, sondern sollte zunächst selber Weiterentwicklung angehen.
- Ich sehe persönlich keine spezifische Kernkompetenz für aktuelles Projekt- und Prozessmanagement und aus meiner Sicht sollte man diesen MBA dann auch nicht anbieten.


Studieninhalte:
Da die Bezeichnung des MBA „Projekt- und Prozessmanagement“ ist, möchte ich mich auf die beiden Module konzentrieren, die so benannt sind. Im dreiteiligen PM Script fand sich per Suche weder das Wort „agil“, noch „hybrid“ im Bezug zum Projektmanagement. Daraus lässt sich ein erster Schluss auf die Aktualität und Nutzbarkeit der Inhalte schließen.

Die PM Inhalte folgen nicht einer der international anerkannten PM Methoden, wie PMI, IPMA oder Prince2, sondern stellen eine eigene Interpretation dar. Im Sinne der Bezeichnung des MBA hätte ich hier eine Prozessorientierte PM Methodik wie vom PMI erwartet.

Bereits auf dieser oberflächlichen Betrachtungshöhe lassen sich Rückschlüsse auf die Nutzbarkeit und Vollständigkeit und damit dem praktischen Nutzwert schließen. Im Jahr 2018 agile/hybride Methoden nicht zu behandeln ist zu wenig. Inhaltlich ist dies traditionelles Material, was nicht verkehrt, aber nicht vollständig/aktuell ist. Das ist bei einem Iphone 4 auch so, aber da würde ich auch ein neueres Modell kaufen.

Im Modul Prozessmanagement wird das Thema „Digitale Transformation“ nicht behandelt. Ohne dieses Thema reduziert sich die Praxistauglichkeit deutlich. Das ist altes Basiswissen, was heute einfach nicht mehr ausreicht. Im möchte darauf verzichten, hier von alten Kamellen zu sprechen, aber beide Module vermitteln ein Wissen, für das jeweils ein altes 50 Euro Buch ausreicht und kein MBA Studium notwendig ist.

Zu der Frage, ob die Inhalte anwendbar sind, kann man bedingt ja sagen. Da sie nicht komplett sind, ist die Frage, ob man hier überhaupt zur Anwendung kommt und nicht vorher aussortiert wird.

Weitere Module enthalten bei den Hausarbeiten zum Beispiel Aufgaben, welche aufgrund der Lehrvideos „nachgebaut“ werden können (Bilanz). Hier fühlte ich mich an ein „Malen nach Zahlen“ erinnert.

Studienmaterial:
Die Materialien standen in überschaubarem qualitativem Umfang, vergleichbar mit einfachen pdf Dateien zur Verfügung. Bei den von mir gesehenen Videos handelt es sich nicht um qualitativ hochwertige Produktionen, sondern schlicht und einfach um Aufzeichnungen von Präsentationen und Bildschirmarbeit, wie dem Bearbeiten von Excel Dateien. So etwas macht man zum Beispiel mit Tools für Webmeetings und ist nicht mehr, als das Filmen von Bildschirmarbeit mit Handykameras. Billigere Produktion geht kaum mehr.

Fazit: Das ist zu wenig und nicht den aktuellen Möglichkeiten entsprechend.

Betreuung:
Die Betreuung durch den Support ist kompetent und sehr zeitnah. Die Erreichbarkeit meines Professors während der Modularbeit war ebenfalls sehr gut. Die Bewertung der Hausarbeiten war sehr schnell, innerhalb von 24 Stunden. Alle diese Punkte sind positiv hervorzuheben.

Als nicht gut habe ich die Ausführlichkeit der Bewertungen gesehen. Diese bestanden teilweise nur aus wenigen Worten. Im Bezug und Respekt zu dem Aufwand des Studierenden hätte man sich hier mehr Mühe geben können. Dies gilt auch im Bezug zu einem möglichen Lerneffekt.

Die Betreuung der Masterarbeit habe ich als mangelhaft empfunden. Dies beginnt schon damit, dass die auf der Lernplattform veröffentliche Prüfungs- und Bewertungsinformation nicht mit der tatsächlich finalen Bewertungsrichtlinie übereinstimmt. Diese wurde mir während der Erstellung der Masterarbeit auf Nachfrage gesendet. Nach der Abgabe gab es dann eine weitere Regelung zur Beurteilung. In der Projektpraxis nennt sich so etwas „Change Request“ und ist wie hier praktiziert aus meiner Sicht einseitig nicht möglich. Wenn eine „Leistungsvereinbarung und deren Bewertungskriterien“ festgelegt werden, können diese – zumindest in der Praxis – nicht mal eben einseitig geändert werden.

Den Betreuer habe ich nicht als passend und meinem Anspruch entsprechend empfunden. Als Empfehlung kann ich hier sagen, dass ein Blick auf die Webseiten der Betreuer, die ggf. auch beruflich außerhalb der MBA Betreuung auftreten, schon ein Bild geben kann, was hier zu erwarten sein könnte. Eine digitale Visitenkarte ist ein guter erster Eindruck.

Wenn sich jemand mit einer Webseite vorstellt, die aus zwei Seiten mit einem kurzen Text in drei Sprachen besteht, die Internationalität aber schon bei der Datenschutzrichtlinie aufzuhören scheint, empfinde ich dies als unzureichend. Ganz von dem Design abzusehen, stellt dies insgesamt nicht den Anspruch dar, dem ich eine Betreuung anvertrauen würde und mit dem ich zusammenarbeiten möchte.

Fazit: Man hat sich an Stellen Mühe gegeben, aber an anderen Stellen komplett daneben gelegen.
Bei meiner Bewertung sind die negativen Aspekte leider den guten Ansätzen so deutlich überlegen, dass ich in der Bewertung kein besseres Ergebnis finden konnte.

Online Campus:
Die Plattform würde ich nicht als besonders innovativ oder modern beschreiben. Eher optisch einfach und langweilig. Im Zeitalter von Iphone‘s und Digitalisierung zu wenig.

Der Austausch im Forum war sehr wenig. Einen wirklichen Online Campus habe ich nicht wahrgenommen.

Fazit: Zu wenig

Seminare:
Habe kein Angebot gesehen oder irgendwo teilgenommen. Daher kann ich dies nicht weiter beurteilen.

Fazit: Zu wenig


Digitales Lernen:
Das digitale Lernen bezieht sich in der Hauptsache darauf, dass die Unterlagen digital zur Verfügung stehen. Die habe ich mir einmal heruntergeladen und damit war der Unterschied zu einem digitalen Buch geschlossen. Beim aktuellen Stand der Technik gibt es ganz andere Möglichkeiten digital zu lernen.

Das wird auch nicht von den bereits beschriebenen „Videos“ und kleinen Onlinehilfen aufgewertet.

Fazit: Zu wenig


Flexibilität:
Die beschriebene Flexibilität bezieht sich in der Hauptsache auf die freie Einteilung der Zeit durch das Internet. Im Internet gibt es keine Öffnungszeiten, daher würde ich dies nicht als besonders erwähnenswert sehen. Ein Buch kann ich auch jeder Zeit aufschlagen und lernen. Die MC Prüfungen werden durch eine einfache Softwarelösung gesteuert. Auch ein Ergebnis des Internets. Entscheidender für mich ist der strikte Ablauffolge der Module und innerhalb der Module. Das ist ein Wasserfallmodell wo keins sein müsste. Für mich ist das nicht flexibel, sondern sehr starr.

Fazit: Zu wenig


Preis/Leistung:
Ich stelle hier mal eine einfache Berechnung an, die Beurteilung muss jeder für sich selber anstellen. Der Wert der Unterlagen pro Modul würde ich mit einem Buch von ca. 50€ vergleichen (Beispiel PMBOK Guide – Project Management Body of Knowlegde das Standardwerk für Projektmanagement des PMI oder unabhängige Bücher). Wo ich im Beispiel Projektmanagement die entsprechenden Bücher für wertvoller erachte. Die Plattform kann man mit 10€ je Modul bewerten. Bei Support und Bewertung (die Modultests sind automatisiert) würde ich 150€ je Modul ansetzen. Zusammen wären dies bei 8 Modulen 260x8=2080€. Die Masterarbeit würde ich mit 1.000-1.500€ bewerten. Nach meiner persönlichen Berechnung ist diese MBA Zertifizierung, auch im Bezug zu den Inhalten, deutlich höher im Preis als in der Leistung.

Wenn man einen Schritt weiter geht und den gesamten „Preis“, den der Studierende bezahlt, betrachtet, muss man auch den eigenen Zeitaufwand hinzurechnen. Dieser muss in die eigene Investitionsrechnung eingerechnet werden, denn in dieser Zeit kann man Geld verdienen, etwas anderes lernen oder die Freizeit in Form von Urlaub mit entsprechendem Erholungs- und Erfahrungswerten nutzen. Jeder sollte hier einmal seine eigene Zeit mit einem „Stundenwert“ versehen und mit dem Aufwand hochrechnen. Das Ergebnis könnte eine gute Entscheidungshilfe darstellen.

Fazit: Das Preis-/Leistungsverhältnis ist für mich nicht ausgeglichen. Eine anderweitige Investition und das damit verbundene Preis-/Leistungsverhältnis wäre zu prüfen.

Kompetenz im Projektmanagement und Prozessmanagement:
Ich habe nicht den Eindruck dass hier ausreichend spezifische Kompetenz im Projektmanagement vorhanden ist. Ich fühlte mich hier zumindest nicht weniger qualifiziert. Nur weil jemand einen Doktortitel zum Beispiel in Informatik besitzt oder einen anderen hochwertigen Titel, hat das alleine noch keine Aussagekraft über Kompetenzen im Projektmanagement. Schon gar nicht außerhalb von IT Projekten oder dem jeweiligen Fachgebiet. Hier muss schon eine spezifische Projektmanagement Qualifikation vorhanden sein. Wenn eine Organisation im operativen Prozessmanagement und Eskalation an die strategische Ebene nicht in der Lage ist, einfache administrative Prozesse, wie das Verschicken von Zeugnissen, in einer vernünftigen Zeit, deutlich unter 6 Monaten abzuwickeln, sollte sie nicht als „Lehrer“ für Projekt- und Prozessmanagement auftreten. Ich hatte nach knapp 6 Monaten schon Kontakt zu einem Anwalt in Österreich aufgebaut um an die kompletten Unterlagen zu kommen. Die internationalen Projektmangementorganisationen zeigen, dass so etwas deutlich schneller geht, auch wenn es aus den USA kommt. Zusätzlich hat sich erst nach Beginn der Masterarbeit herausgestellt, dass die Bewertungskriterien andere sind und nach Abschluss kam noch eine weitere Regelung dazu. Diese Prozesse und Transparenz sind für mich nicht geeignet für eine „Lehrerrolle“; sondern eher für eine Optimierung.

  • Wenig, vielleicht die Bemühumgen sind zu Erwähnen
  • Inhalt etc. siehe die ausführliche Bewertung
  • Studieninhalte
    1.0
  • Studienmaterial
    1.0
  • Betreuung
    1.0
  • Online Campus
    2.0
  • Seminare
    1.0
  • Preis-/Leistung
    1.0
  • Digitales Lernen
    2.0
  • Flexibilität
    2.0
Martin
Alter 46-50
Weiterempfehlung Nein
Abschluss Ja
Studienbeginn 2017
Geschrieben am 10.05.2019
Veröffentlicht am 14.05.2019

Kommentar des Instituts

Sehr geehrter Absolvent,

zunächst möchten wir Ihnen herzlich zum Studienabschluss gratulieren! Wir schätzen es überdies, dass Sie sich so viel Zeit für ein umfassendes Feedback genommen haben und möchten uns ebenso die Zeit nehmen, um im Detail auf Ihre Punkte einzugehen.

Betreffend Aktualität unserer Inhalte möchten wir mitteilen, dass sich aktuell die Schwerpunktmodule Projektmanagement sowie Prozessmanagement in der Überarbeitung befinden. Wir arbeiten dabei eng mit Experten aus der Praxis zusammen und werden in der nächsten Auflage der Lehrinhalte gezielt auf Agiles Projektmanagement eingehen. Auch die Auswirkung der Digitalen Transformation auf Projekt- und Prozessmanagement werden in den neuen Unterlagen eingehend behandelt. Die überarbeiteten Unterlagen stehen neuen Studierenden ab sofort zur Verfügung. Die neuen Inhalte werden auf Basis der IPMA-Baseline 4.0 erstellt und entsprechen diesen gänzlich.

Die lange Wartezeit auf Ihr Zeugnis ist auch aus unserer Sicht inakzeptabel. Als operativer Partner der FH Burgenland sind wir in Sachen Zeugnissen auf die Kollegen der Fachhochschule angewiesen. Wir sind bereits mit den Verantwortlichen in Kontakt und werden für Studierende sicherstellen, dass so lange Wartezeiten nicht mehr vorkommen.

Grundsätzlich freuen wir uns, dass der MBA Projekt- und Prozessmanagement als postgradualer Master-Lehrgang sowohl bei Studierenden als auch bei Arbeitgebern ausgesprochen gut ankommt. Ihre inhaltliche Kritik nehmen wir jedoch ernst und wir versichern Ihnen, dass Studienmaterialien laufend geprüft und erweitert werden.

Ihre Anmerkungen zum Online Campus und Verfügbarkeit der Lehrinhalte möchten wir gerne auch kommentieren. Es stimmt, dass Studierende sämtliche Skripten als PDF-Version erhalten. Darüber hinaus stehen die bei der Mehrheit der Studierenden äußerst beliebten Screencasts sowie eBooks, Lernvideos, Zusatzliteratur, Case Studies und interaktive Skripten zur Verfügung. Kürzlich haben wir auch unser Angebot optimiert und erweitert, indem Lernvideos neu vertont und animiert wurden und zahlreiche interaktive Übungsbeispiele hinzugefügt wurden.

Bezüglich des Austausches: Neben dem Forum findet unter den MBA Studierenden ein reger Austausch über die offizielle Facebook-Gruppe für unser MBA Fernstudium statt. Überdies existieren WhatsApp- und örtliche Lerngruppen. In Planung befindet sich aktuell auch das erste Networking-Treffen für Studenten und Alumni, welches im Sommer 2019 stattfinden wird.

Als reiner Fernstudienanbieter freuen wir uns, ein Studium ohne jegliche Präsenzzeiten anbieten zu können, welches sich somit perfekt mit dem Berufsleben vereinen lässt. Ihr Feedback zu den Seminaren können wir leider nicht nachvollziehen.

Maximale Flexibilität garantiert nicht nur das Internet, sondern auch unsere Prüfungssoftware, welche die Durchführung von fairen und sicheren Online-Prüfungen möglich macht. Demnach können unsere Studierenden nicht nur lernen wo und wann sie wollen, sondern auch Klausuren orts- und zeitunabhängig durchführen.

Abschließend freut es uns, dass Sie unseren Support als rasch und kompetent beurteilt haben. Dieses Lob geben wir natürlich gerne an die Kollegen weiter.

Das gesamte Team der E-Learning Group wünscht Ihnen alles Gute auf dem weiteren Karriereweg und verbleibt,

mit freundlichen Grüßen!
Martin
Alter 46-50
Karrierestufe Freiberufler
Weiterempfehlung Nein
Abschluss Ja
Studienbeginn 2017
Studienform Fernstudium
Variante
Geschrieben am 10.05.2019
Veröffentlicht am 14.05.2019

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