Gute Idee, mangelhafte Umsetzung

Daniel
Ausbildung zum Coach für Mensch-Tier-Beziehung (Zertifikat)
2.6

Die anfängliche Begeisterung über einen neuen Fernlehrgang, welcher nicht nur den Hund als primären Faktor (sei es der zu trainierende, der zu therapierende uvm.) im Mensch-Hund-Team betrachtet, wurde mit der Zeit doch recht gedämpft.

Als Lehrgang ohne bzw. mit wenig Vorkenntnis oder Vorbildung - lediglich das Alter und die Geschäftsfähigkeit als Voraussetzung - ist dieser Lehrgang eher eine "harte Nuss". Wenn man "nur" im Coaching arbeiten will, ohne vorhergehende/weitere Ausbildung bspw in den Bereichen von Training, Verhalten etc, besteht keine "Berechtigung" (je nach Land) zumindest mit Tieren zu arbeiten, geschweige denn im "medizisch/therapeutischen" Bereich. Lediglich als Coach, was in den meisten Ländern eine nicht geschützte und somit "geregelte" Berufsbezeichnung ist, da kann man theoretisch irgend einen "Coaching-Abschluss" machen.

Die Abschlussarbeit welche ein "must" ist für das Zertifikat (zu was einem das auch immer berechtigt) , kann für Neueinsteiger ebenso zur Knacknuss werden. So wie gefordert nur schwer oder gar nicht möglich - einmal abgesehen von der, auch wenn nur ethischen, Verschwiegenheit zwischen "Therapeuten" und "Klienten", sowie der aktuellen und neuen Regelungen des "Persönlichkeitsschutz und -recht" uvm..

Als Anfänger bzw. Neueinsteger, der noch keine vorangegangen Ausbildung im Thema Tiere/Hunde hat, gehen die Skripte teilweise extrem in's Detail. Aufgrund des Detailgrades kommt es immer wieder vor, dass einzelne Skripte aufgrund von neuen oder noch nicht implementierten Erkenntnissen ein Update bekommen und diese neu heruntergeladen und/oder ausgedruckt werden müssen. Diese detaillierten Informationen mögen gewiss interessant und lehrreich sein, aber fürs reine Coaching ein wenig "mit Kanonen auf Spatzen geschossen".

Ich würde diesen Lehrgang nur Personen empfehlen welche bereits als Tiertrainer, Verhaltensberater oder verhaltensmedizinische Tierpsychologe o.Ä. arbeiten. Als "stand alone" - leider nein!

Weiter impliziert die Ausschreibung einen "Onlinelehrgang" welcher relativ flexibel gehandhabt werden kann, dass jedoch min. 14 der 16 Pflichtseminare besucht werden müssen (online) ist da nicht so recht herauszulesen. Einige sind als WE-Seminare ander als Tages- bzw Halbtagesseminare geplant. Was ja so gesehen da diese Pflicht sind, wie ein Präsenzseminar geplant werden muss. Die Terminierung dieser Seminare war aufgrund interner Umbesetzungen o.Ä. leider eine - ich kanns nicht anders formulieren - Katastrophe. Die ganze Organisation, Planung und Ausschreibung des Lehrgangs erinnert stark an einen Betatest.

Die Kompetenz der Tutoren selbst ist durchwegs gut bis sehr gut, jedoch die Organisation, die Leitung, der Aufbau....aus irgend einem Grunde wird man Biologe, Therapeut etc und nicht Projektmanager oder Schulleiter....lol.

Die Preise wurden zudem, wie in so vielen anderen Branchen, angepasst, was unter Umständen die Schmerzen in der rechten Hosentasche ans Limit bringt.

Leider gesellte sich eine Umstrukturierung der "Onlineplattform" dazu, die ihresgleichen sucht - und ich meine dies weniger im "positiven Sinne".

positiv:
- der Lehrgang als Idee
- Detailreichtum bzw die behandelte Tiefe der Themen (kann aber auch ins Negative fallen)
- Kompetenz der Tutoren

negativ:
- schlechte Ausschreibung des Lehrganges
- schlechter Aufbau des Lehrganges
- Kurs ist nicht geeignet für Menschen ohne Vorkenntnis/Vorbildung
- keine "Bewilligung" im weitesten Sinne zur Arbeit mit Tieren oder gar medizinisch/therapeutisch -> Coach kann jeder werden...
- Preis ist m.M.n. für diesen Kurs "hart an der Grenze"
- Facharbeit für Neueinsteiger / Quereinsteiger je nach Grösse des Kundenstammes, den bisherigen Kunden fast nicht machbar.

Fazit: wie der Titel schon sagt - gut gemeint ist nicht automatisch gut gemacht. Werde mir gut überlegen müssen a) den Kurs mit Abschluss zu beenden und b) ob ich überhaupt noch eine Ausbildung bei ATN in Erwägung ziehen werden.

  • Kompetenz der Tutoren
  • schlechte Organisation, viele Umstrukturierungen, Kurs verspricht/verlangt mehr als er ist, Preisgestaltung
  • Studieninhalte
    3.0
  • Studienmaterial
    4.0
  • Betreuung
    3.0
  • Online Campus
    3.0
  • Seminare
    3.0
  • Preis-/Leistung
    1.0
  • Digitales Lernen
    2.0
  • Flexibilität
    2.0
Daniel
Alter 46-50
Weiterempfehlung Nein
Abschluss Ich studiere noch
Studienbeginn 2021
Geschrieben am 23.08.2023
Veröffentlicht am 23.08.2023

Kommentar des Instituts

Lieber Daniel,

vielen Dank für das ausführliche Feedback zu unserem Lehrgang zum Coach für Mensch-Tier-Beziehung.

Es steht außer Frage, dass unsere Schule jederzeit für konstruktive Kritik offen ist und entsprechende Bewertungen ihrer Ausbildungsgänge wirklich ernst nimmt und für Abhilfe sorgt. Allerdings können wir einige wesentliche Punkte Ihrer Ausführungen in der vorliegenden Form nicht recht nachvollziehen.

Zunächst vielleicht ein paar grundsätzliche Ausführungen zum Lehrgang selbst: Die Ausbildung zum „Coach für psychosoziale Mensch-Tier-Beziehung“ ist ein von der ATN entwickelter neuer Ausbildungsgang, der sich entweder als eigene Basisausbildung oder aber als Zusatzqualifikation für Tierberufe (Tiertrainer, Tierheilpraktiker, …) eignet. Die Ausbildung qualifiziert zur Arbeit am Mensch-Tier-Gefüge. Gecoacht wird der Mensch! Dieser wird auf Grundlage, der durch Beobachtung und Testverfahren gewonnenen Erkenntnisse und Daten beraten. Die Beratung kann sich etwa auf die Anschaffung eines Hundes/Zweithundes richten, gravierende Veränderungen begleiten oder sich mit der Beziehung zum Hund insoweit befassen, als Vorbehalte gegenüber dem eigenen Hund oder familiäre Überforderungssituationen beleuchtet werden. Die Ausbildung des Hundes bzw. die Ausbildung am Hund ist nicht Bestandteil des Lehrgangs! Diese bedarf in Deutschland der Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Nr. 8 f TierSchG. Vor diesem Hintergrund ist eine solche Arbeit am Hund als Berufsziel des Ausbildungslehrgangs auch nicht von uns ausgeschrieben.
 Wir bedauern, wenn Sie nun den Eindruck haben sollten, bezogen auf Ihre eigenen Qualifikationen durch den Ausbildungslehrgang keinen Mehrwert zu haben. Denn wir haben den Lehrgang und die durch ihn zu erzielenden Qualifikationen redlich beschrieben, woraus sich durch den Lehrgang tatsächlich ein weites Handlungsspektrum ergibt (auch neben einer § 11 TierSchG-Erlaubnis).
 
Soweit Sie in diesem Zusammenhang auch kritisieren, dass wir den Lehrgang in seiner Darstellung seit Ihrem Studienbeginn aktualisiert und optimiert haben, trifft dies in Teilen zu, ist für Sie jedoch nicht relevant. Denn Basis für Ihre Ausbildung ist die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses gültige Lehrgangsbeschreibung. Die dort zugesagten Leistungen werden selbstverständlich erbracht; wobei es der ATN als Veranstalter auch freisteht, Änderungen vorzunehmen (z. B. Dozenten zu wechseln oder die Themenfolge zu ändern), sofern der Kern des Lehrgangs nicht berührt wird.
 
Der von Ihnen gewählte Lehrgang war von Anbeginn als Online-Ausbildung konzipiert. Daher vermögen wir Ihre Kritik daran nicht nachzuvollziehen. Insbesondere kann auch ein „Praxisseminar“ durchaus online stattfinden. Ein Präsenzseminar ist indes nicht ausgelobt worden.

Auch wurden die Aussagen und Regelungen zur Facharbeit klar formuliert. Falls Sie jedoch noch einen Klärungsbedarf hierzu haben, können Sie sich jederzeit gerne an uns wenden. Wir nehmen uns gern die Zeit für Sie.

Es tut uns daher Leid, dass Sie sich vom „Coach für Mensch-Tier-Beziehung“ offenbar etwas Anderes erhofft haben und deshalb keine klaren beruflichen Aussichten darin (für sich) erkennen können.
Gerne formulieren wir an dieser Stelle zur Klarstellung und zur Vermeidung zukünftiger Missverständnisse noch einmal das Berufsbild für den Coach Mensch-Tier-Beziehungen und die Abgrenzungen zu anderen Tierberufen:

Der Coach für Mensch-Tier-Beziehungen ist ein auf soziale Systeme mit mindestens einem Haustier und daraus resultierende Anliegen und Probleme spezialisierter Coach. Dabei kann es sich sowohl um einen Familienverband mit mehreren Personen als auch um ein Zweiersystem Mensch und Tier handeln. In Abgrenzung zum Tier(verhaltens)trainer fokussiert der Mensch-Tier-Beziehungscoach die Veränderungsarbeit ausschließlich auf die beteiligten Menschen. Ihre Werte, Glaubenssätze, Ideologien und Fähigkeiten beeinflussen maßgeblich die Beziehung zu ihrem Haustier. Um allen Systembeteiligten mit der gebotenen Allparteilichkeit und Neutralität zu begegnen, ist das Herausarbeiten und Offenlegen der Bedürfnisse des oder der beteiligten Tiere elementarer Bestandteil dieser speziellen Coachingaufgabe, da die menschlichen Systembeteiligten oftmals nicht über die hierzu notwendigen Fähigkeiten verfügen.
Daraus resultiert, dass der Mensch-Tier-Beziehungscoach sowohl geeignete Coaching-Instrumente und -Prozesse beherrscht als auch fundierte Kenntnisse über die relevanten Haustierarten besitzt.
Der Mensch-Tier-Beziehungscoach kann sowohl eigenständig mit der Blickrichtung auf das Tier agieren, als auch in Kooperation mit einem/r Tier(verhaltens)trainer bzw. -trainerin arbeiten. Hier agiert der Coach als Bindeglied zwischen Tierhalter und Tiertrainer. Eine Kooperation ist in beide Richtungen sinnvoll und möglich: Der Hundetrainer, der während seiner originären Arbeit an Grenzen stößt, die aus Störungen der Beziehung zwischen Hund und Halter resultieren, kann den Coach für Mensch-Tier-Beziehungen hinzuziehen, um diese Ebene fachgerecht zu bearbeiten. Ebenfalls kann der Coach für Mensch-Tier-Beziehungen mit Hundetrainern und -verhaltensberatern kooperieren, um die Belange fachgerecht zu bearbeiten, die den Bereich Training und Verhaltensberatung Hund betreffen. Nicht gestattet ist lediglich die Ausübung von Tätigkeiten, die der Erlaubnis nach § 11 I Nr.8f TierSchG unterliegen. (Dennoch steht es unseren Schülern natürlich selbstverständlich frei, § 11 TSchG in Eigenregie zu machen, um damit das eigene Portefolio zu erweitern und für ihre zukünftige Berufsausübung „all in one“ zu haben. Nebenbei bemerkt: In unseren Lehrgängen Hundeverhaltensberater oder Hundeernährung beispielsweise ist der automatische Erwerb von § 11 TSchG nicht ausbildungsimmanent, wird aber von den meisten Teilnehmern von sich aus als Zusatzqualifikation absolviert, um hier breiter aufgestellt zu sein und alle Möglichkeiten in ihrer ganzen Bandbreite im späteren Beruf nutzen zu können.)

Die Ausbildung zum Coach für Mensch-Tier-Beziehungen vermittelt somit die Basis für eine eigenständige berufliche Tätigkeit oder ergänzt ein bereits vorhandenes berufliches Profil. So ist die der Ausbildung innewohnende Erweiterung der Handlungsperspektiven im Hinblick auf die Arbeit mit den systembeteiligten Menschen auch eine ideale Ergänzung für andere Tierberufe, wie etwa dem Hundetrainer.


Sie sehen also, es gibt durchaus eine ganze Menge an Anwendungsbereichen und möglichen Kooperationen für diesen innovativen Lehrgang.

Wir hoffen, Sie auch zukünftig mit unseren Angeboten zu erreichen und danken Ihnen in jedem Fall für das ausführliche Feedback und wünschen Ihnen alles Gute.

Viele Grüße
Ihr Lehrgangs-Team der ATN
Daniel
Alter 46-50
Karrierestufe mit Berufserfahrung
Weiterempfehlung Nein
Abschluss Ich studiere noch
Studienbeginn 2021
Studienform Fernstudium
Variante
Geschrieben am 23.08.2023
Veröffentlicht am 23.08.2023