Arbeitsrecht und Personalmanagement (LL.M.)

Der Studiengang zielt darauf ab, das Zusammenspiel von Arbeitsrecht, Sozialrecht sowie Personalarbeit zu vermitteln und zu vertiefen. Das schafft er solide. Als Hauptlernmittel bekommt man pro Modul mehrere Hefte mit Erklärungen etwa zu unterschiedlichen Persönlichkeitstests oder dem logischen Aufbau des Sozialgesetzbuchs. Die Hefte sind hauptsächlich theoretischer Natur, während die Praxisbeispiele entweder in den Vorlesungen angesprochen werden oder man sie im Studienportal findet. Obwohl sie sehr umfangreich sind, mangelt es den Unterlagen wiederholt an didaktischer Aufbereitung mit rotem Faden, griffigen Beispielen und teilweise an Tiefe. Auch finden sich je nach Modul mehr oder weniger viele Fehler darin, die von Rechtschreib- und Formatierungsfehlern bis zu Abbildungen reichen, in denen Wörter unterkringelt sind - sie wurden also vom Bildschirm abfotografiert. Letzteres erzeugt den Eindruck einer hastigen Fertigstellung. Nota bene: Bei der Vorbereitung auf die Sozialrechtsklausur hat mir ein privat gekauftes Büchlein mehr geholfen als die Lernunterlagen, weil es farblich und strukturierter aufbereitet war. Das ist nicht Sinn der Sache. Dennoch kann man auch später gut noch einmal in die Hefte hineinblättern, um etwas nachzuschlagen.

Die Seminare/Vorlesungen sind seit 2023 nicht mehr verpflichtend, auch wenn ihr Besuch empfohlen wird. Ob sie sich lohnen, hängt sehr vom Modul und dem Experten ab: Wenn man Glück hat, entwickelt sich ein frischer Austausch über ein Thema. Es kann aber auch sein, dass der Dozent lediglich das Lernheft durchscrollt und zusammenfasst. Prüfungsaufgaben wurden nicht immer besprochen, was die Prüfung dann zu einer Wundertüte macht. Insgesamt finden die Vorlesungen zu oft unter Woche und zu selten statt - in meinem Fall nur einmal pro Semester, was beides ein berufsbegleitendes Fernstudium unnötig erschwert. Es gab keine Präsenzseminare, obwohl insbesondere der juristische Teil davon bestimmt profitiert hätte.

Die Möglichkeiten von "Blended Learning", digitalen Übungsmethoden, Lernspielen usw. werden überhaupt nicht genutzt. Es gibt zwar z. B. Aufzeichnungen von ehemaligen Vorlesungen, aber hier ist bei Weitem mehr möglich.
Als absolutes Unding hatte ich im ersten Studienjahr meines arbeitsrechtlichen(!) Studiums keinen Zugang zu einer juristischen Datenbank. Erst seit 2023 kann man über die Uni Beck online nutzen. Vorher hieß es, man solle ein kostenloses Test-Abo abschließen. Das ist bei diesem Preis unangemessen.
Die PFH bemüht sich nach Kräften, die Studenten zu vernetzen und Lerngruppen zu fördern. Für Absolventen veranstaltet die sie Abschlussfeiern und berichtet darüber z. B. auf Linkedin. Man wird also gewürdigt und die "Einsamkeit" des Fernstudiums wird aufgebrochen. Dafür ein Lob.

Die Klausuren konnten in Göttingen, an deutschlandweit verteilten Standorten (in meinem Fall gut zu erreichen in Ratingen) oder online von zu Hause geschrieben werden. Die Betreuung in Ratingen war gut und freundlich. Mir musste man einmal meine Klausurbögen ausdrucken, weil sie nicht vorlagen. Fragen zum sachlichen Verständnis von Aufgaben hätte niemand beantworten können. In einem Fall hatte sich ein Fehler eingeschlichen, sodass ich eine Frage durchstreichen sollte.
Es gab in meinen Augen zu wenige Klausurtermine: Anfang waren es nur vier Termine pro Jahr, später sechs, aber selbst das ist für ein flexibles Fernstudium zu selten. Zum einen sind die Termine dadurch schwerer zu planen, zum anderen kann es, falls man eine Klausur nicht besteht, abhängig von der Korrekturzeit im schlimmsten Fall ein halbes Jahr bis zum Nachschreibtermin dauern. Die Wartezeit auf eine Note schwankt je nach Fach und Modul zwischen wenigen Wochen und zwei bis drei Monaten. Das liegt aber im Rahmen.

Die Betreuung durch die PFH klappte meistens wunderbar, der Großteil meiner Ansprechpartner (einschließlich Dozenten) war jederzeit engagiert und hilfsbereit. Es kann aber je nach Fall und Abteilung etwas dauern, bis man den Zuständigen erreicht.

Insgesamt erfordert das Studium wie jedes andere Disziplin und Eigenleistung, aber vor allem die Herstellung des Praxisbezugs außerhalb des Studiums. Wenn man das leisten kann, empfehle ich den Studiengang weiter, ansonsten sollte man sich zumindest über Alternativen informieren.