Ausbaufähiges aber preiswertes Fernstudium

Ich bin im vierten Semester des Fernstudiengangs Elektro- und Informationstechnik in der Standardvariante immatrikuliert. Vor einigen Monaten habe ich schon eine Bewertung eingereicht. Seit dem hat sich allerdings vieles getan.

Studieninhalte und Studienmaterial
Die Studieninhalte bestehen größten Teils aus den Studienheften, die man per Post bekommt oder digital im Online-Campus einsehen kann. Bei einigen Modulen befinden sich noch Lernvideos, die aber meines Erachtens nie wesentlich für die Prüfungen waren, sondern eher die Studieninhalte ergänzen sollen. Beginnt man mit einem Modul bzw. schaltet man es frei, kann man mit ungefähr zwei Wochen rechnen, bis die Studienhefte in Papierform zu Hause ankommen. Mich persönlich stört es, da ich es bei einem technischen Studiengang wichtig finde, ab und zu Dinge einzuzeichnen oder Formelherleitungen zu ergänzen. Deshalb fällt es mir schwer in diesem Zeitraum auf die digitalen Inhalte auszuweichen. Ein Modul besteht ungefähr aus jeweils 4-10 Studienheften à etwa 100 Seiten. In der Regel sind die Studienhefte innerhalb eines Moduls auch von unterschiedlichen Dozenten verfasst worden, die sich auch noch von den Prüfern unterscheiden. Das führt dazu, dass einige Inhalte sich wiederholen oder manche gar zu Kurz kommen. Fremdliteratur ist hier das A&O. Ich halte die Studieninhalte für extrem veraltet und gerade im technischen Bereich häufen sich die Fortschritte so schnell, dass die Inhalte dringend überarbeitet werden müssten. Zudem finde ich viele Inhalte weder praxisorientiert noch prüfungsrelevant. Im Gegenteil: die meisten Prüfungsaufgaben sieht man in der Form erst in der Klausur. Für die Prüfungsvorbereitung sind also die Musterklausuren und der Austausch mit Kommilitonen/-innen unvermeidbar.

Betreuung
Die Betreuung ist meiner Meinung nach sehr schlecht. Würde mein Studiengangsleiter da nicht als besonders engagiert herausstechen, hätte dieser Punkt definitiv nur einen Stern verdient. In einem Modul beantwortete der Dozent meine Fragen erst nach mehreren Wochen, nachdem meine Klausur schon längst geschrieben worden war und das, obwohl ich die Studienbetreuung sogar informiert habe. In einem anderen Modul war die Dozentin fachlich absolut nicht in der Lage meine Fragen zu beantworten.
In einer Klausur wurden mir fälschlicherweise die Musterlösungen statt das Aufgabenblatt aufgelegt. Auch hier hat sich das Prüfungsamt nach mehreren Kontaktaufnahmen erst nach knapp zwei Wochen gemeldet, um mir die Lösung vorzuschlagen, die Klausur zum nächsten Prüfungstermin nochmal zu schreiben und somit wertvolle Studienzeit zu verlieren. Erst mit Mühe gelang es mir eine mündliche Nachprüfung zu erkämpfen, damit ich nicht zu viel Studienzeit verliere.

Seminare
Präsenzseminare werden nicht selten einige Tage vorher abgesagt und nach hinten verschoben. Wenn man schon Zugtickets gebucht hat, bekommt man das Geld allerdings erstattet. Die meisten Module haben mindestens ein Seminar. Manchmal geht dieses Seminar nur eine Stunde, in der die meisten Modulinhalte nochmal kurz und prägnant wiederholt werden. Als Wissensquelle sollte man sich also nicht auf diese Seminare verlassen. Eigeninitiative beim Lernen ist sehr wichtig. Einige Seminare haben wirklich Spaß gemacht, weil sie etwas interaktiver waren, bei anderen wurden einfach nur irgendwelche Präsentationen heruntergerattert. Es hängt sehr vom Tutor ab, wie das Seminar ausfällt.
Ein Präsenzseminar oder Labor kam bei mir nach über 1,5 Jahren Studienzeit trotz großer Bemühungen noch nicht zu Stande. Corona ist für mich nun langsam auch keine Ausrede mehr (siehe andere Hochschulen).

Online-Campus und digitales Lernen
Der Online-Campus ist übersichtlich und nicht überladen. Zu jedem Modul und Seminar gibt es ein Forum, in der man Fragen suchen oder posten kann. Viele Student/-innen und Dozenten/-innen sind sehr engagiert und antworten schnell. Leider gilt das nicht für alle.
Die Studieninhalte sind auch digital als pdf verfügbar. Die meisten Studienhefte schließen mit einer Onlineübung ab. Hier hat sich vieles getan. Viele Onlineübungen werden an das neue Prüfungsformat (Sofort-Online-Klausuren) angepasst und haben jetzt mehr mit den Studieninhalten und Klausuren zu tun.

Flexibilität
Jede Klausur lässt sich mindestens alle drei Monate schreiben. Bei Modulen mit Sofort-Online-Klausuren (sogenannten SOK's) kann man seine Klausur jederzeit schreiben. Ich finde das sehr flexibel und bei guter Studienplanung hat man selten sehr stressige oder lange Leerlaufphasen.

Preis-/Leistung
Ich zahle bei der Standardvariante 233€ im Monat. Verglichen zu anderen privaten Fernhochschulen ist das nicht wirklich viel. Allerding hält sich das Leistungsangebot bei AKAD auch in Grenzen (keine Onlinevorlesungen, wenig Seminare etc.).