Flexibles Studieren wann und wo man will

Der Masterstudiengang Embedded Systems deckt die gesamte Breite der eingebetteten Systeme ab, die uns im privaten und beruflichen Alltag begegnen. Die Inhalte reichen von mobilen eingebetteten Systemen (Smartphones und App-Entwicklung) über IoT und Industrie 4.0 bis hin zu Automotive Embedded Systems. Die Ausrichtung des Studiums kann man durch die Wahlfächer Embedded Systems and Industry 4.0, Mobile Embedded Systems, Automotive Embedded Systems und Building Automation Systems, von denen 2 aus 4 gewählt werden müssen, selbst bestimmen.
Die Studienmaterialen sind leider etwas knapp bemessen und daher eher als Startpunkt in eine tiefere Recherche anzusehen. Ohne zusätzlichen Input aus YouTube, Fachliteratur, etc. sind manche Module nur schwer zu bewältigen. Positiv hervorzuheben ist allerdings, dass in einigen Modulen einzelne Fachbücher integriert sind, die in den Studiengebühren enthalten sind. Das Studienmaterial ist dann speziell auf die Fachliteratur zugeschnitten.
Der Studiengang gliedert sich in Grundlagenmodule und vertiefende Module. In der ersten Hälfte werden die Basics vermittelt. Prüfungsleistungen sind dabei als Präsenzklausuren (in Coronazeiten als Onlineklausur) und Hausarbeiten (sogenannte B-Aufgaben) abzulegen. Für jede Klausur gibt es Repetitorien, in denen ein Tutor wiederholend auf die Klausur vorbereitet. Diese Veranstaltungen sind freiwillig und kostenpflichtig. Die Qualität der Repetitorien steht und fällt mit dem durchführenden Dozenten. Hier habe ich von gut bis böse alles erlebt. Generell lässt sich aber sagen, dass die Repetitorien in Modulen, in denen man sich unsicher fühlt, gut auf die Klausur vorbereiten. Gerade in KO-Fächern wie Regelungstechnik sind sie daher meiner Meinung nach Pflicht.
Der zweite Teil des Studiums besteht fast ausschließlich aus Vertiefungsarbeiten, bei denen man sich aus dem vorliegenden Themengebiet des Moduls ein spezialisiertes Thema heraussucht, was man dann selbstständig weiter vertieft. Die Abgabe erfolgt dann in einer ca. 20-seitigen Vertiefungsarbeit, die als Vorbereitung für die Masterthesis zu verstehen ist. Für jede Arbeit bekommt man einen Betreuer, der einem mit Rat und Tat zur Seite steht. Auch hier gibt es in Qualität und Quantität der Betreuung deutliche Unterschiede je nach Betreuer. Ein positiver Nebeneffekt: man findet so relativ leicht schon geeignete Betreuungskandidaten für die eigene Masterarbeit. Die Vertiefungsarbeiten müssen in den beiden Pflichtmodulen Embedded Hardware Design und Embedded Software Engineering, sowie in den 2 Wahlmodulen absolviert werden.
Für eine der 4 Vertiefungsarbeiten muss man im Rahmen des Projektseminars ein wissenschaftliches Paper (ca. 4 Seiten) anfertigen und einen Vortrag darüber halten. Zusätzlich enthält das Studium ein Projekt, bei dem man in einer Gruppengröße von 2-4 Studierenden ein selbstgewähltes fiktives oder echtes Problem bearbeitet. Der Abschluss des Projekts ist wiederum eine Präsentation in der Gruppe.
Der positivste Punkt an der Wilhelm Büchner Hochschule ist die Flexibilität, mit der man das Studium absolvieren kann. Es gibt keine Semester und auch sonst so gut wie keine zeitlichen Beschränkungen. Man kann jederzeit mit dem Studium beginnen und sich die Zeit des Studiums selbstständig einteilen. Ich selbst habe 2 Kinder und einen 40h-Job, sodass sich das Studium bei mir insgesamt etwas länger zog als angedacht. Wer weniger persönliche Verpflichtungen hat und ein gewisses Maß an Engagement mitbringt, kann das Studium aber sicherlich auch in weniger als der Regelstudienzeit abschließen.
Alles in allem kann ich den Masterstudiengang Embedded Systems trotz der etwas dürftigen Studienmaterialen nur wärmstens weiterempfehlen. Mir hat er in meinem Job als Softwareingenieur in der Unterwasserrobotik in vielen Punkten weitergeholfen und meine Kompetenzen auf dem Gebiet der eingebetteten Systeme weiterentwickelt.