In Deutschland einmalige Option

Wer in Deutschland Wirtschaft studieren möchte, wird kaum eine flexiblere Alternative als die Fernuni finden. Egal, ob man einen Vollzeitjob hat, den man nicht aufgeben möchte, oder Familie, die normale Vorlesungszeiten unmöglich machen, stellt die Fernuni eine günstige und sehr angesehene Möglichkeit dar.

Daneben gibt es aber noch weitere Vorteile der Fernuni Hagen:

Pro:
- Überwiegend gute Lernmaterialien: Insgesamt haben mir die Materialien in den Wahlpflichtmodulen (B-Modulen) deutlich besser gefallen als in den Grundlagenfächern (A-Modulen). Im Vergleich zur Präsenz-Uni (ich habe vorher einen anderen Bachelor an der Uni Köln abgeschlossen) ist bei der Fernuni aber alles deutlich einheitlicher aufgearbeitet und die Skripte sind zwar manchmal lang, aber man weiß, dass genau aus diesem Material Fragen und Aufgaben gestellt werden. Altklausuren werden fast immer zur Verfügung gestellt, was ich sehr hilfreich fand. Viele Lehrstühle bieten auch noch weitere Lernmaterialien an, aber die Qualität der Skripte und Materialien variiert ziemlich stark zwischen den Lehrstühlen.
- Interessante Inhalte und Wahlmöglichkeiten: Die Module waren überwiegend sehr interessant und die Wahl der Wahlpflichtmodule ist sehr flexibel. Bei sechs Modulen muss lediglich sichergestellt werden, dass die Kategorien BWL und VWL/quantitative Methoden enthalten sind.
- Mentoriate: Für jedes Pflichtmodul gibt es sehr hilfreiche Mentoriate. Während hier an der Präsenzuni häufig einfach Studis aus höheren Semestern die Übung gehalten haben, kommen die meisten Mentoren aus der Praxis und können die Inhalte wunderbar erklären. Man kann immer zwischen unterschiedlichen Tagen und Zeiten wählen, auch Zeiten am Wochenende.
- Die Verwaltung der Uni: Ob Studiensekretariat, Studienberatung oder Prüfungsamt WiWi, ich habe immer sehr schnelle und hilfreiche Antworten bekommen.
- Die VWL Module: Wie sehr viele andere dachte ich zunächst, dass VWL nichts für mich ist, aber insgesamt kamen mir die VWL Module oft deutlich besser betreut und interessanter vor als die BWL Module. Ich kann nur empfehlen, diesen Themen auch mal eine Chance zu geben.
- Die günstigen Preise: Klar, die Fernuni ist nicht unbedingt günstiger als eine staatliche Präsenzuni, aber dafür kann man Vollzeit arbeiten und ein Vollzeit-Gehalt verdienen. Im Vergleich zu privaten Fernhochschulen ist die Fernuni definitiv deutlich günstiger.

Contra:
- Die Seminarorganisation: Der Flaschenhals von jedem Studium an der Fernuni ist die Seminaranmeldung, die bereits viele Monate vor Beginn der Veranstaltung erfolgen muss. Hinzu kommt, dass man bereits bei der Anmeldung eine gewisse Anzahl an abgeschlossenen und bestandenen Modulen vorweisen muss, was bedeutet, dass man die Mindestanforderung für ein Seminar im Sommersemester eines Jahres bereits im Sommersemester des Vorjahres abschließen muss, da die Anmeldefrist vor Ende des Wintersemesters abläuft und man zu diesem Zeitpunkt ja bereits alles bestanden haben muss. Problematischer wird dies noch durch die Tatsache, dass man oft sogar gar keinen Seminarplatz erhält und dann nochmal ein weiteres Semester warten muss. Das Seminar ist dann aber wiederum Voraussetzung für die Anmeldung der Abschlussarbeit. Mein Tipp ist also zu probieren, möglichst schnell die Seminarvoraussetzungen zu erfüllen. Nach der dann hoffentlich erfolgreichen Seminaranmeldung wird dann in der Regel die Seminararbeit geschrieben und abgegeben und nur diejenigen Studenten, die die Arbeit bestanden haben, dürfen am Seminar überhaupt teilnehmen. Auch das finde ich etwas schade, weil es ja eigentlich nicht schaden würde, zu hören, was die Kommilitonen anders gemacht haben (ist mir nicht selbst passiert). Einzelne Lehrstühle geben auch sehr spät bekannt, wer zum Seminar kommen darf, teilweise nur drei Wochen vor dem Termin. Das fand ich etwas schwer zu organisieren, da dieses Seminar weit von meinem Wohnort entfernt stattfand.
- Harte und unflexible Deadlines: Einsendearbeiten und Abgaben von Seminar- und Abschlussarbeiten sind sehr streng und Krankheit und Ähnliches wird nur in den seltensten Fällen berücksichtigt.
- Einige A-Module: Ich glaube, es liegt in der Natur der Sache, dass einem nicht alle Grundlagen-Module gleich gut gefallen, aber einige waren schon besonders zäh. Unternehmensführung und Einführung in das Privat- und Wirtschaftsrecht zum Beispiel haben in den Klausuren verlangt, praktisch die Skripte komplett auswendig zu lernen. Einführung in die Wirtschaftsinformatik war ähnlich, aber für mich nicht ganz so extrem.
- Extrem lange Korrekturzeiten: Teilweise wurden Klausuren, die nur zum Ankreuzen waren und elektronisch ausgewertet wurden, über Monate korrigiert. Ich würde mir wünschen, dass die Uni ihren Profs teilweise ähnlich strenge Deadlines setzt wie den Studierenden.

Insgesamt würde ich jedem empfehlen, dem B. Sc. Wirtschaftswissenschaften eine Chance zu geben. Bei den Preisen kann man kaum etwas falsch machen und wird schnell sehen, ob Distance Learning etwas für einen ist oder nicht. Wer autodidaktisch veranlagt ist, findet hier ein günstiges, interessantes und sehr anerkanntes Studium vor, was sich in verschiedene Lebenssituationen integrieren lässt.
Alternativ kann es sich auch lohnen, nach Fernstudiengängen in Skandinavien (v.a. Schweden) zu schauen, wenn man gut Englisch spricht. Diese sind für EU Bürger oft kostenlos und bieten noch etwas mehr Auswahl als die Fernuni.