Potenzial leider überhaupt nicht ausgeschöpft

Emmi
Prävention, Sporttherapie und Gesundheitsmanagement (M.A.)
Bericht archiviert

Meine anfängliche Begeisterung darüber, dass es einen Masterstudiengang im Gesundheits-Bereich gibt, der auch noch viele spannende und verheißungsvolle Modultitel und Wahlmodule hat, ist nach dem Studienstart schnell dem Gefühl einer großen Enttäuschung gewichen. Viele Module wirken einfach lieblos und unprofessionell zusammengeschustert und die Lernmethoden greifen meistens überhaupt nicht ineinander – ein wirklich schlechtes Preis-Leistungsverhältnis bei knappen 450 EUR/Monat. Stand jetzt kann ich das Studium leider niemandem weiterempfehlen, der nicht nur einen Titel, sondern auch gute Inhalte erwartet. Im Folgenden eine etwas differenziertere Bewertung….

Blended-Learning Konzept & Inhalte (3 von 10 Punkten):
Grundsätzlich finde ich den Ansatz für das Fernstudium, in dem es je Modul i.d.R. ein Lernheft, dazu themen-/kapitelbasierte ca. 15-minütige Onlinevorlesungen, meist drei 90-minütige Onlinetutorien sowie ein bis acht Präsenztage pro Modul gibt, gut und vielfältig. Leider wird hier das Potenzial überhaupt nicht genutzt: Die Inhalte von vielen Modulen wirken unstrukturiert und planlos zusammengewürfelt. Man hat kein übergeordnetes Gerüst, dass einem die Einordnung der vielen Themen in ein großes Ganzes erleichtern würde. Es gibt unglaublich viele Redundanzen/unnötige Wiederholungen: Themen wie Bewegungstherapie, Rehabilitation, Prävention, Gesundheit und ICF werden in jedem zweiten Modul (allerdings leider mit ganz unterschiedlichen Definitionen/Modellen) präsentiert. Man hat den Eindruck, dass jeder Dozent „sein eigenes Süppchen kocht“ - die Inhalte wirken überhaupt nicht vernetzt und untereinander abgestimmt. Die meisten Themen sind außerdem oft schon seit 3-5 Jahren nicht mehr überarbeitet worden (teilweise sieht man Grafiken zu Gesundheitszahlen 2000 – 2010 abgebildet), so dass viele Bereiche & Gesetze veraltet sind. Zudem sind die Lernhefte oftmals nicht konsistent geschrieben (teilweise übertrieben tiefgehend und dann an wichtigen lebensnahen Themen sehr oberflächlich) und weisen immer wieder Fehler (inhaltlich und orthografisch) auf. Es werden oft nur Standardmodelle und Definitionen präsentiert - praxisnahe und aktuelle Themen sucht man leider meistens vergeblich. Ein Beispiel: Im Marketingmodul lernt man zig Standard-Unternehmensanalysetools auf Bachelorniveau und für das wichtige und aktuelle Thema Social-Media-Marketing gibt es im Lernheft dann nur einen 5-Zeiler. Auch gehen viele Dozenten in den Tutorien und Präsenzphasen einfach nochmal eins zu eins die Themen der Lernhefte durch (die aber eigentlich schon in den Onlinevorlesungen nochmal erklärt werden) oder bringen völlig neue (oft auch nicht praxisnahe) Themen, die mit dem Lernheft gar nichts zu tun haben. Dort fragt man sich, warum das jetzt plötzlich noch eingebracht wurde. Schön wäre es, die Themen aus den Lernheften in den Onlinetutorien und Präsenztagen einfach mal mit Beispielen und aktuellen Themen zu veranschaulichen.
Somit werden die unterschiedlichen Lernorte nicht gut genutzt und oft herrscht Verwirrung unter den Studenten. Man weiß nie, mit welchem "Lernort" man anfangen soll, oder worauf die Klausuren basieren (da muss man sich immer auf die Gerüchteküche in den digitalen Studentengruppen verlassen): Manchmal sind alle „Lernorte“ klausurrelevant, dann nur das Lernheft, manchmal hingegen ist das Tutorium oder die Präsenzphase besonders relevant. Klar gesagt wird es nicht immer. Es geht fast immer nur um Auswendiglernen, weniger ums Verstehen (teilweise sind es einfach stumpfe Fragenkataloge, die man lernen muss). In den Klausuren hat man dann meistens für 12-16 ausführliche Fragen nur 90 Minuten Zeit und gerät jedes Mal enorm unter Druck, um alles in der vorgegebenen Zeit zu schaffen (und damit hatte ich bisher bei Prüfungen noch nie Probleme).
Fazit: Ich würde vermutlich deutlich mehr lernen (und eine Menge Geld sparen), wenn ich mir zu den Modulthemen jeweils ein aktuelles wissenschaftliches Kompendium kaufen und durcharbeiten würde.

Dozenten & Betreuung (5 von 10 Punkten):
Sehr durchwachsen. Oft hat man das Gefühl, dass viele Dozenten recht unengagiert immer wieder ihre gleiche Nummer abspulen - die Inhalte sind (wie schon gesagt) oft veraltet. Aktuelle Themen im Gesundheitsbereich, wie z.B. die Coronapandemie oder neue Gesetze und Veränderungen, werden gar nicht thematisiert. Kein Vergleich zu den oft deutlich besseren Inhalten anderer privater Hochschulen, mit denen ich bereits Erfahrungen gesammelt habe.
Die Hotline ist freundlich, gut erreichbar und leitet einen meistens auch zügig weiter. Schade finde ich, dass man als Student nicht einfach einen festen Ansprechpartner hat, sondern sich oft durchfragen muss. Im überwiegenden Fall sind die Mitarbeiter engagiert, freundlich und hilfsbereit. Trotz Corona versucht die Hochschule den Betrieb so gut es geht aufrecht zu erhalten.

(Online-)Campus (6 von 10 Punkten):
Grundsätzlich praktisch, dass man theoretisch alles online zur Verfügung hat. In der Realität ist der Campus aber sehr unausgegoren. Teilweise fehlen in einem Modul wichtige Informationen und Dokumente bei einigen Studenten. Die Termine für neue Seminare oder Klausuren erscheinen oft unangekündigt über Nacht, sind dann (wenn man Pech hat) direkt ausgebucht und man weiß nicht, ob noch welche dazu kommen oder nicht. Wenn man sich einmal in ein Seminar eingebucht hat, kann man nicht mehr sehen, welche Termine es noch im Semester gibt und muss bei der IST anrufen und sich durchfragen. Auch sind zusammenhängende Seminare mit mehreren Tagen oft nicht zusammenhängend buchbar und dann kann man plötzlich nur noch Teil A buchen, während Teil B ist schon ausgebucht ist. Zudem lassen sich Onlinevorlesungen und -tutorien grundsätzlich nicht downloaden und man ist fürs Abrufen immer auf gutes Netz angewiesen. Allerdings nützt selbst das oft nichts, da der Anbieter "Adobe Connect" Streamingprobleme hat und sowohl Videos, als auch Online-Seminare sehr oft nicht richtig funktionieren, oder man dauernd aus den virtuellen Räumen fliegt. Da wäre eine Downloadlösung und ein stabilerer Anbieter sicherlich eine gute Lösung. Der Onlinecampus wird auch immer mal wieder weiterentwickelt, allerdings tut sich nur langsam etwas. Die „Liveräume“ der Hochschule sind modern und schick, allerdings werden diese aktuell wegen der Coronapandemie nur für Klausurtage geöffnet.

Zusammenfassendes Fazit:
Insgesamt finde ich es einfach sehr schade, dass so viele ungenutzte Potenziale bei diesem -vom Grundthema her spannenden und für die Gesellschaft wichtigen- Masterstudiengang vorliegen. Ich würde dem Studiengang eine Gesamtbewertung mit 4 von 10 Punkten geben, da vor allem großer Nachholbedarf im Bereich eines schlüssigen und durchdachten inhaltlichen Konzeptes herrscht. Ich hoffe, dass die IST ihre Hausaufgaben macht und zumindest nachfolgende Studentengenerationen davon profitieren können.

  • Nette Mitarbeiter an der IST, relativ flexible Zeiteinteilung im Studium
  • Unausgereiftes und wenig abgestimmtes Blended-Learning-Konzept, schlechte, oft praxisferne Inhaltliche Qualität, hoher Preis
  • Studieninhalte
    1.0
  • Studienmaterial
    1.0
  • Betreuung
    4.0
  • Online Campus
    3.0
  • Seminare
    3.0
  • Preis-/Leistung
    1.0
  • Digitales Lernen
    2.0
  • Flexibilität
    4.0
Emmi
Alter 26-30
Weiterempfehlung Nein
Abschluss Ich studiere noch
Studienbeginn keine Angabe
Geschrieben am 31.10.2020
Veröffentlicht am 04.11.2020

Kommentar des Instituts

Liebe Emmi,

zunächst bedanken wir uns für diese sehr ausführliche Bewertung. Inhaltlich möchten wir dazu folgende Punkte anmerken:

Der Studiengang ist im Frühjahr 2020 durch die Akkreditierungsagentur FIBAA umfänglich geprüft und positiv bewertet worden. Bei dieser Akkreditierung spielen der inhaltliche Aufbau, die Struktur sowie die Qualität der Inhalte eine entscheidende Rolle. Im Rahmen unseres Qualitätsmanagements werden die Studieninhalte abhängig vom Inhalt im Abstand von ein bis drei Jahren geprüft und aktualisiert. Leider ist es so, dass im Gesundheitsumfeld die neuesten verfügbaren Daten oftmals bereits einige Jahre alt sind, was bei Ihnen möglicherweise den Eindruck erweckt hat, dass die Inhalte nicht aktualisiert worden sind.
Grundsätzlich sind wir froh, dass die Mehrheit unserer Studierenden diesen Studiengang sehr positiv bewertet. Wir werden uns aber natürlich dennoch Ihre Anmerkungen im Detail ansehen und die einzelnen Aspekte prüfen, da wir unsere Studiengänge kontinuierlich optimieren möchten. Sehr gerne können Sie uns dabei unterstützen, indem Sie direkt auf uns zukommen, wenn Sie konkrete Kritikpunkte haben.

Viele Grüße vom IST-Team
Emmi
Alter 26-30
Karrierestufe mit Berufserfahrung
Weiterempfehlung Nein
Abschluss Ich studiere noch
Studienbeginn keine Angabe
Studienform Fernstudium
Variante Vollzeit
Geschrieben am 31.10.2020
Veröffentlicht am 04.11.2020

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